
Medienbericht in der Freien Presse - Auer Zeitung
Neue Internetseite soll Angehörigen einen Überblick über Hilfsangebote geben – Laut Studie kennen selbst Profis manchmal wenig Anlaufstellen
Von Frank Hommel
Annaberg-Buchholz. Demenz-Netzwerk Erzgebirgskreis nennt sich eine Initiative, die nun eine eigene Internet-Seite freigeschaltet und damit offiziell die Arbeit aufgenommen hat. Die Internet-Präsentation soll Angehörigen von Betroffenen mittels weniger Klicks einen Überblick über die in der Region verfügbaren Hilfsangebote liefern.
Zum Start verzeichnete die Seite bereits rund 80 Partner, darunter Pflegeheime, Pflegedienste, Ergotherapeuten, Kurzzeitpflegestationen, Sanitätshäuser, ebenso Hilfe im psycho-sozialen Bereich, wie sie Selbsthilfegruppen und Vereine
leisten.
Hinter der Initiative steht neben dem Erzgebirgskreis der im ganzen Landkreis aktive Verein zur Betreuung Angehöriger Demenzerkrankter. Dessen Vorsitzender, der CDU-Kreistagsabgeordnete Hartmut Decker, nennt die Zahl der bislang dem
Netzwerk beigetretenen Partner „einen Erfolg“. Die Resonanz zeige, „dass der Bedarf besteht“.
Eine Studie die derzeit ausgewertet wird, belegt laut Projekt-Koordinator Holger Beyer, dass auch im Erzgebirgskreis selbst Profis wie Allgemeinmediziner manche Angebote für Demenzkranke nicht kennen. „Und bei den Angehörigen besteht häufig maximal Kenntnis über den nächsten Pflegedienst“, berichtet Beyer.
Sich zum Beispiel über mögliche Ergotherapien zu informieren, dazu kämen sie oft nicht mehr. Dabei, so sagt Beyer, helfen diese Angebote, den letzten Lebensabschnitt der Demenzkranken menschenwürdig zu gestalten.
Also hoffen die Beteiligten darauf, dass nun weitere Partner im gesamten Erzgebirgskreis dem Netzwerk beitreten. Für Beyer ist die Internet-Seite gleichwohl mehr als nur eine Art „Gelbe Seiten“. Die Partner, so ist das Ziel, sollen sich gegenseitig austauschen und so die Qualität der eigenen Arbeit verbessern.
Dabei wollen die Vereinsmitglieder nicht zwischen Pflege daheim und in einer stationären Einrichtung werten. Beyer: „Entscheiden
müssen das im Einzelfall immer die Angehörigen.“ Doch laut Decker sei es für die Erkrankten selbst eine ungeheure Hilfe, wenn sie so lange wie möglich im familiären Umfeld bleiben können. Dazu will Deckers Verein mit dem Netzwerk einen Beitrag leisten: „Wir wollen die Angehörigen erstens motivieren, sie zweitens dazu in die Lage versetzen und ihnen drittens helfen, dabei durchzuhalten.“
—Zahlen & Fakten
@ www.demenznetzwerk-erzgebirgskreis.de
ZAHLEN & FAKTEN
Erkrankte im Erzgebirgskreis
Laut Verein zur Betreuung Angehöriger Demenzkranker leiden im Erzgebirgskreis derzeit schätzungsweise 35.000 Menschen an Demenz. Die Wahrscheinlichkeit, an Demenz zu erkranken, liegt bei 70-Jährigen bei rund zwei Prozent. Von den über 90-jährigen Menschen leidet fast jeder Dritte an Demenz. Im Erzgebirgskreis werden rund 70 Prozent der Betroffenen von Angehörigen und Pflegediensten zuhause betreut. Etwa 30 Prozent leben in Pflegeheimen.